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Massaker rund um Meschede vor 80 Jahren

21. Mrz 2025

pax christi Paderborn gedenkt der Opfer

Auf Einladung des Diözesanverbands der internationalen Friedensorganisation pax christi versammelten sich am 15. März 2025 etwa 60 Interessierte zu einem Informations- und Gedenknachmittag  in Meschede.  

In seinem Vortrag beleuchtete  Dr. Marcus Weidner vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte die genauen Umstände der drei Massaker an  208 osteuropäischen Zwangsarbeitern und -arbeiterinnen (darunter ein Säugling) im März 1945 in den Wäldern rund um Meschede.  Diese Gräuel zählen zu den schwersten Verbrechen in der Endphase des Krieges in Deutschland. Weidners wissenschaftliche und archäologische Untersuchungen brachten viele Details ans Tageslicht. So  wurde klar, dass keiner der Angehörigen der Waffen-SS oder Wehrmacht zu diesen Taten gezwungen wurde; jeder der Soldaten, die die Zwangsarbeiter:innen hinrichteten, handelte freiwillig. Erkennbar ist hier auch der Rassismus der Nationalsozialisten: Ausschließlich Osteuropäer (vor allem Russen und Polen) wurden Opfer dieser Gräuel, obwohl es auch französische und andere Kriegsgefangene zu dieser Zeit in  der Region gab. Die Opfer wurden heimtückisch  auf ihren letzten Weg gelockt: Angeblich sollten sie eine neue Aufgabe an einem anderen Ort erhalten. Wohl alle versprachen sich davon eine bessere Unterbringung und Verpflegung. Die Haupttäter, deren Namen genannt und deren Bilder im Vortrag gezeigt wurden, entgingen in den 50er Jahren einer gerechten Bestrafung – auch wegen einer Justiz, die bei Nazi-Verbrechen gern „ein Auge zudrückte“.

Bezüglich der Aufarbeitung und des Gedenkens vor Ort im Meschede der Nachkriegszeit erinnerte Weidner an eine Gegnerschaft unter der Bevölkerung: Einige wollten die Erinnerung an diese Gräuel verschweigen und vergessen. Andere, vor allem junge Christ:innen engagierten sich für das Erinnern.  Symbol dieses „Kampfes“ um die Nicht-/Erinnerung wurde das Mescheder Sühnekreuz, das kurz nach seiner Errichtung  und Weihe 1947  durch Äxte und Feuer geschändet wurde. Es musste aufgrund großer Feindseligkeit in ein geheimes Erdgrab versenkt werden. 1964 wurde das Kreuz  wieder ausgegraben und  – nach langem Ringen der damaligen pax christi-Gruppe in Meschede  - erhielt es seinen heutigen Ort in der Kirche Mariä Himmelfahrt. Einer der Zeitzeugen von 1964, Franz Petrasch, war anwesend.

Der spannende und detailreiche Vortrag erzeugte einen  lebhaften Austausch unter den Zuhörenden. Viele haben die Querelen um das Gedenken an die Morde und um das Sühnekreuz selbst noch als Jugendliche miterlebt. Nach dem Vortrag und Gespräch im Haus Oase in der Abtei Königsmünster wurde an der Gedenkstätte Fulmecke, wo viele der Ermordeten bestattet wurden, in einer kleinen Gedenkfeier ein Ehrenkranz niedergelegt.  Herr Weidner schilderte hier noch die Historie dieser Kriegsgräberstätte.

In der Vorabendmesse der Benediktinerabtei wurde der Opfer in einer Fürbitte gedacht. pax christi betrachtet diese Gedenkveranstaltung als Erfolg: Viele Menschen folgten der Einladung und tauschten engagiert ihre Erinnerungen und Meinungen aus. Der Nachmittag zeigte, dass diese Ereignisse vor 80 Jahren noch keineswegs vergessen, geschweige denn „abgeschlossen“ sind.